Inhalt
- Warum Bikepacking in Island?
- Vorbereitung / Planung Fahrradtour Island
- Routenplanung – Bikepacking Island
- Die Straßentypen – Bikepacking Island
- Wetter und Reisezeit – Bikepacking Island
- Flugplanung – Fahrradtour Island
- Welche Fahrräder für die Fahrradtour in Island
- Camping oder Unterkünfte?
- Verpflegung und Ausrüstung – Bikepacking Island
- Welche Taschen für die Fahrradtour in Island?
- Detailbeschreibung – Bikepacking Island
- Reiselektüren Island
- Empfohlene Ausrüstung für deine Bikepacking Tour
Erkunde Island mit unserer Bikepacking-Route, eine Fahrradtour in Island ist eine einzigartige Möglichkeit, um die Natur der Insel zu entdecken.
Auf dieser dreiwöchigen Rundreise erlebst du auf ca. 800 km mit deinem eigenen Fahrrad die vielfältigen Landschaften von Island auf eine einzigartige Weise. Erlebe das wahre isländische Wetter hautnah und entdecke das unwegsame Hochland. Abenteuer pur ist dir auf dieser Reise gewiss, eine Fahrradtour in Island vergisst du nicht mehr!
Fahrradtour Island: Reisetage Gesamt: 23 / Distanz: 801 km
Warum Bikepacking in Island?
Ich glaube auf diese Frage kann man ganz einfach “Warum nicht?” als Gegenfrage stellen. Spaß beiseite, meiner Meinung nach gibt es drei große Gründe, die Insel mit dem Fahrrad zu erkunden. Zum Einen nimmt man die Umgebung im Gegensatz zum klassischen Auto-Road-Trip viel intensiver auf und kann durch die geringere Geschwindigkeit viel mehr genießen.
Auf der anderen Seite stehen natürlich auch die geringen Kosten einer Fahrradtour. Ein Mietwagen kann in Island je nach Hochland-Tauglichkeit und nach zurückgelegten Kilometern schnell zu einem teuren Unterfangen werden. Schau dir an der Stelle auch gerne unseren Reisebericht “10 Tage Road-Trip mit Allrad-Mietwagen” an. So wie wir es gemacht haben, mussten wir praktisch nur für den Flug mitsamt Rädern, Verpflegung aus hauptsächlich Deutschland und für die Campingplätze zahlen. Das heißt bei vorhandener Ausrüstung für die Fahrradtour in Island kann man bei den 3 Wochen insgesamt unter 1000 € bleiben!
TIPP
Schau auch gerne bei unserem Videotagebuch von Milleniumadventures auf YouTube vorbei.
Übrigens, Milleniumadventures war der Vorgänger vom heutigen Konge-Treks 😉
Als letzten Grund sehe ich das unbeschreibliche Abenteuer, welches ich zusammen mit einem guten Freund erleben durfte. Jeder Tag unterschied sich vom Letzten und wenn wir mal nicht gegen die unwegsame Natur kämpften, kämpften wir gegen unsere eigenen Körper. Kurzum, eine solche Fahrradtour über Island schweißt zusammen und schafft Erinnerungen, die du nie vergessen wirst und willst.
Wenn wir dich bis jetzt noch nicht verloren haben, dann bist du in diesem Reisebericht wahrscheinlich perfekt aufgehoben. Wir wünschen dir auf jeden Fall viel Spaß bei deiner Planung und deinem eigenen Abenteuer ;).
Vorbereitung / Planung Fahrradtour Island
Routenplanung – Bikepacking Island
Okay, Island ist als Zielland für das Bikepacking-Adventure gesetzt aber wie finde ich jetzt fahrradtaugliche Routen? Diese Frage haben wir uns natürlich auch am Anfang erstellt. Lasst uns dir also ein paar Tipps zur Routenplanung geben.
Zuerst einmal solltest du die Entscheidung treffen wie “extrem” du es möchtest. Natürlich bietet das Hochland atemberaubende Landschaften, es ist aber auch generell abgeschnittener von der Zivilisation. Auch die Wege sind größtenteils nicht asphaltiert. Alternativ ist es auch möglich, die Ringstraße (Route 1) zum Beispiel mit dem Rennrad zu erkunden, dies haben wir aber nicht gemacht und können dementsprechend nichts dazu sagen.
Die Straßentypen – Bikepacking Island
In Island wird grob zwischen zwei Straßentypen unterschieden: Die normalen, meist asphaltierten Straßen und die F-Straßen, welche meist unasphaltierte Hochlandstraßen sind, die nur mit einem Auto mit Vierradantrieb befahren werden kann und darf … oder halt mit einem Fahrrad ;).
Die F-Straßen unterscheiden sich teils drastisch in ihrer Qualität. Manche bestehen aus einer sehr festen Erdschicht, die sich leicht befahren lässt. Andere bestehen teils aus losem Sand, was zusätzlichen Kraftaufwand bedeutet. Dabei gilt die Faustregel: Je mehr Ziffern hinter dem F stehen, desto unwegsamer sind die Straßenbedingungen aber auch desto abenteuerlicher ist die Route.
Diese Karte speziell für Radfahrer hat uns damals sehr geholfen, einen Überblick über die verschiedenen Straßen in Island zu bekommen:
Wichtig zu beachten ist, dass die F-Straßen den Großteil im Jahr über geschlossen sind. Und wir müssen an dieser Stelle darauf hinweisen, dass geschlossen auch wirklich geschlossen bedeutet! Die Straßen sind in der Off-Season teilweise überflutet und unpassierbar. Außerdem wird euch keiner retten kommen, wenn ihr ein Problem bekommt.
Auf der Website road.is findest du die erwarteten Öffnungszeiten der größten F-Straßen und weitere nützliche Tipps rund um deine Sicherheit. Statte der Website also unbedingt vor deinem Bikepacking-Urlaub einen Besuch ab.
Dass eine F-Straße terminlich geöffnet ist, heißt aber noch nicht, dass die besagte Straße auch wirklich passierbar ist. Von der Website safetravel.is wird eine interaktive Karte angeboten, die aktuelle Warnungen anzeigt. Den Link dazu also am besten abspeichern. Diese beiden Webseiten waren uns ein ständiger Begleiter auf unserer Fahrradtour durch Island.
Wenn es um die tatsächliche Planung der Route geht empfehlen wir Komoot oder Outdooractive, mit denen man beide seine eigene Route zusammenbauen kann. Ansonsten nehmt gerne unsere Route, die ihr unter unserer Karte mittels “Download” herunterladen könnt.
Wetter und Reisezeit – Bikepacking Island
Wenn du die F-Straßen bereisen willst, bleiben dir mit etwas Puffer nur die Monate Juli und August, da diese sonst eventuell geschlossen sind. Wir würden auch alleine von den Temperaturen eine Reise in diesen zwei Monaten empfehlen, da es in den anderen Monaten schnell sehr kalt werden kann. Wir haben unsere Fahrradtour in Island am 15.07. begonnen.
Das Wetter ist überaus wechselhaft. Ein beliebtes Sprichwort in Island is: “Wenn dir das Wetter nicht gefällt, warte einfach 5 Minuten” und das können wir bestätigen. In der einen Minute scheint die Sonne und 5 Minuten später schüttet es wie aus Eimern und umgekehrt. Die Durchschnittstemperatur liegt im Juli und August bei ca. 10-13 °C je nach Höhenlage und nachts kommt man schnell auf Temperaturen leicht unter 0 °C.
Das heißt natürlich, dass du kleidungstechnisch auf jede Wetterlage vorbereitet sein solltest. Eine Gore-Tex Jacke* und ein warmer Midlayer* sind hier fast schon ein Muss!
Flugplanung – Fahrradtour Island
Bei der Auswahl des Fluges und der Fluggesellschaft bist du natürlich frei in deiner Entscheidung und du musst bei der Flugbuchung nur beachten ein Sondergepäck dazuzubuchen, welches das Gewicht eures Fahrrads erlaubt.
Viel interessanter ist es, wie du dein Fahrrad so verpacken kannst, dass es den Flug unbeschadet übersteht.
Es gibt in Fahrrad-Stores und Online zahlreiche Fahrradtaschen mit weichem Außenmaterial* und mit Rollen, die super sind, wenn du öfters mit deinem Fahrrad fliegst. Obwohl diese Cases einen guten Schutz bieten, sind sie meist auch teuer. Alternativ kannst du auch mal bei dem freundlichen Fahrrad-Händler aus deiner Nachbarschaft fragen, ob dieser noch Papp-Verpackungen von vergangenen Lieferungen besitzt. Da diese sonst weggeschmissen werden, bekommt man sie meist auch umsonst.
Dann kannst du dein Fahrrad noch mit Bläschenfolie* einwickeln und schon kann es los gehen.
Welche Fahrräder für die Fahrradtour in Island
Fahrradtypen gibt es heute ja wie Sand am Meer, welcher Typ ist aber für eine solche Reise am besten geeignet?
Wenn du unserer Route folgst wirst du den Großteil der Strecke auf Straßen mit losem Untergrund mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für Schlaglöcher fahren.
Aus diesem Grund empfehlen wir ausdrücklich, nicht mit einem reinen Rennrad deine Reise zu beginnen. Anstatt dessen bevorzuge lieber ein Rad mit breiteren Reifen und eventuell sogar einer Federung. Wir haben die Reise mit unseren Mountainbikes (Hardtails) begonnen, ansonsten sind auch
- Gravelbikes
- Citybikes mit Outdoor-Bereifung
- Mountainbikes
gut für eine Fahrradtour in Island geeignet.
Da du wahrscheinlich einiges an Gepäck dabei haben wirst, achte darauf, dass du einen Gepäckträger bei deinem Mountainbike befestigen kannst. Falls du keine dafür ausgelegten Bohrungen in deinem Rahmen findest (wie bei mir der Fall), empfehle ich diesen Klemm-Gepäckträger*. Dieser rostet zwar mit der Zeit, da nicht Edelstahl, aber einen langen Urlaub hält er locker durch!
Camping oder Unterkünfte?
Klare Antwort: Camping, da sonst sehr teuer und auch umständlich. Es gibt zwar immer wieder buchbare Hütten entlang des Weges aber diese sind oft nicht gut zugänglich und erfordern einen Umweg, der mit dem Fahrrad deutlich mehr schmerzt als mit dem Auto. Außerdem muss dir dann bereits von Anfang an klar sein, welche Strecke du an jedem einzelnen Tag unabhängig von Schlechtwetter zurücklegen willst. Du merkst, wir empfehlen Camping ;).
Verpflegung und Ausrüstung – Bikepacking Island
Du wirst auf unserer Route oft tagelang keinen Supermarkt oder überhaupt Zivilisation finden. Das ist zum Einen die Schwierigkeit aber auch die Schönheit am Bikepacking in Island. Eine gute Auswahl der Verpflegung ist bei der hohen sportlichen Belastung also unabdingbar.
Es gibt natürlich mehrere Herangehensweisen an die optimale Kalorienaufnahme auch abhängig von den eigenen Vorlieben und möglichen Einschränkungen. Wir sagen dir einfach wie wir es gemacht haben, dann kannst du unseren Plan nach Belieben anpassen.
Da wir mit unserem Gaskocher* (riesen Empfehlung, der Kocher ist genial!) gereist sind und somit immer Zugang zu heißem Wasser hatten und kochen konnten, haben wir uns jeden Morgen Porridge gekocht.
Porridge hat drei entscheidende Vorteile:
- Es hat viele Kalorien und lässt sich geschmacklich mit Zugaben anpassen,
- es ist WARM, was nach einer kalten Nacht genau richtig ist,
- es lässt sich einfach zubereiten.
Da Milch zu transportieren natürlich nicht die beste Idee ist, könnt ihr euch Milchpulver in irgendeinem Supermarkt eurer Wahl kaufen. Es geht wahrscheinlich auch das Milchpulver in deiner Heimat zu kaufen und mitzunehmen aber wir hatten ein Bisschen Sorge weißes Pulver im Flieger zu transportieren ^^. Zum Porridge haben wir meist noch ein paar getrocknete Früchte und Marmelade für den Geschmack gegeben.
Mittagessen
Beim Mittagessen haben wir es einfach gehalten, da wir wegen des schwankenden Wetters so wenig Zeit wie möglich dafür verwenden wollten. Wir haben uns also so viele Energieriegel der Marke Sven Jack* geholt, sodass jeder mindestens einen Riegel pro Tag zur Verfügung hatte. Der Vorteil bei diesen Riegeln ist der hohe Kaloriengehalt. Außerdem sind die Riegel sehr stabil und brechen nicht auseinander, was bei anderen Marken gerne passiert (ist echt ein Vorteil, glaubt uns).
Abendessen
Bleibt noch das Abendessen. Hier vertrauen wir schon seit Jahren für Bikepacking auf die Trockennahrung von Trek’N Eat*. Der Vorteil an den Packungen ist, dass man nur heißes Wasser in die Tüten füllen muss und dann nach einer kurzen Wartezeit eine echt ganz leckere Mahlzeit erhält. Und das Ganze ohne nachträgliches Spülen des Topfes!
Neuerdings habe ich auch die Marke Travellunch* für mich entdeckt, die es auch in größeren Portionen zu kaufen gibt.
Wasser wird auf der gesamten Route übrigens kein Problem sein. Ihr findet überall Flüsse, bei denen ihr eure Trinkblase* oder eure Wasserflasche* auffüllen könnt.
Für die empfohlene restliche Ausrüstung haben wir dir hier unter Ausrüstung Bikepacking eine Übersicht erstellt.
Welche Taschen für die Fahrradtour in Island?
Die Auswahl der Taschen hängt stark von der Auswahl deines Fahrrads ab. Hast du beispielsweise ein Tourenrad oder umfunktioniertes Mountainbike mit Gepäckträger* kannst du es so machen wie wir auf unserer Fahrradtour. Heißt, hinten auf den Gepäckträger
- zwei Fahrradtaschen (Die hier* sind die Nachfolger von unseren Taschen) ,
- je nach Platzbedarf noch zwei Frontloader-Taschen* für vorne
- eine Lenkertasche*
Ist dein Gefährt deiner Wahl ein Gravelbike oder Rennrad ohne Gepäckträger kannst du die zwei Fahrradtaschen gegen eine zugegebenermaßen sehr cool aussehende Satteltasche* austauschen.
So, bevor es jetzt richtig losgeht, mach frühzeitig ein Probe-Packen zuhause und schau ob du auch all die besprochene Ausrüstung in die Taschen bekommst. Wenn alles bereit ist, kann es losgehen!
Detailbeschreibung – Bikepacking Island
Der Start – Bikepacking Island
Da wir einen günstigen Flug von Amsterdam nach Keflavik ergattern konnten, hieß es erstmal 2,5 Stunden Auto fahren. Vor Ort angekommen musste das doch etwas sperrige Gepäck erstmal quer durch den Flughafen transportieren. Die Gepäckaufgabe lief problemlos ab. Auch die Aufgabe der beiden Fahrräder als Sperrgepäck, verpackt in handelsüblichen Fahrradkartons, stellte keine Probleme dar.
Und so landeten wir knappe drei Stunden später in Keflavik am Flughafen. Ortszeit 20 Uhr. Von dort ging es mit dem Shuttle zu unserem 10 Autominuten entfernten Hostel/Hotel.
Beim zusammenbauen unserer Fahrräder mussten wir feststellen, dass die Fahrradkartons kleinere Schäden an den Fahrrädern nicht verhindern konnten. Zum Glück aber keine größeren Schäden, die die Tour gefährden konnten.
Leicht verwirrt durch den späten Sonnenuntergang gab es gegen Mitternacht für jeden ein Tütengericht. Nach einem langen Tag ging es kurz nach ein Uhr auch für uns ins Bett.
Tag 1 – Los geht´s!
45 km – ↑ 102 m ↓ 110 m
Als wir morgens aus unserem Hotelfenster schauten, wussten wir bereits, dass dieser Tag alles andere als ein gemütlicher Einstieg werden würde. Und tatsächlich, es regnete den halben Tag in Strömen und der Wind blies mit unaufhörlicher Kraft von Osten und uns in Richtung Highway. Florians Regenjacke begann Wasser durchzulassen und der Wind kühlte ihn immer weiter aus. Leider blieb uns zuerst keine Alternative als auf der vielbefahrenen Straße mit Tempolimit 90 weiter zu fahren.
Der Tag jedoch überraschte uns nach einigen Stunden mit einer erfreulichen Wendung: Der Regen verebbte und der Wind wurde schwächer, von der Sonne jedoch keine Spur; Ein Normalzustand, wie wir später erkannten. Erschöpft aber glücklich schlugen wir unser erstes Lager auf einem schönen Campingplatz in Hafnarfjördur kurz vor Reykjavik auf, wo uns Küche und Sanitäranlagen erwarteten.
Tag 2 – Das erste Mal Wildcampen
45 km – ↑ 379 m ↓ 94 m
Worauf freut man sich am meisten, wenn man morgens aus dem Zelt schaut? Auf Regen natürlich! Zum Glück stellt der Campingplatz seinen Gästen einen warmen Aufenthaltsraum zur Verfügung, wo wir uns sortieren konnten. Nach dem Frühstück sattelten wir unsere Fahrräder und fuhren los in Richtung Reykjavik, um einen der berühmten Hot Dogs zu bekommen und tatsächlich wird einem nicht zu viel versprochen, denn er ist wirklich lecker. Falls ihr Reykjavik jedoch schon verpasst habt, keine Angst, denn Hot Dogs findet man in Island in nahezu jedem Café.
Als wir weiterfuhren, fanden wir uns bereits nach fünf Kilometern in einer anderen Welt wieder. Keine Menschen, Berge und ein lilafarbenes Meer aus Lupinen. 30km fuhren wir an diesem Tag noch weiter während der Regen weiter auffrischte. Bevor es dann in der Nacht richtig zu schütten begann, entschieden wir uns dazu, unsere erste Nacht in der Natur ohne Campingplatz zu verbringen und unser Zelt 50m abseits der Straße aufzuschlagen.
Tag 3 – Þingvellir – Bikepacking Island
55 km – ↑ 371 m ↓ 639 m
Unseres erstes Mal Wildcampen war nicht so erfolgreich, wie wir es uns erhofft hatten. Als wir unsere Sachen packten, merkten wir, dass der sandige Untergrund sich durch den Regen in Schlamm gewandelt hatte und nun überall an unserer Ausrüstung klebte.
Nachdem wir dann alles sauber gemacht hatten, ging es für uns los in Richtung Þingvellir, ein geschichtsträchtiger Ort für die Isländer, denn hier wurde unter anderem 1944 die Republik Island ausgerufen. Mit dieser Info im Hinterkopf und der Tatsache, dass es dort eine Toilette gibt, ist dieser Ort definitiv einen Besuch wert, wenn ihr allerdings nicht sonderlich geschichtsinteressiert seid, dann solltet ihr euch einen Besuch zweimal überlegen, denn wenn ihr an der Westküste bleiben wollt, müsst ihr ca. 8km bergauf die Strecke wieder zurückfahren, aus der ihr gekommen seid.
Der Weg an Þingvellir vorbei machte uns allerdings klar, dass in Island eindeutig der Weg das Ziel ist, denn bereits nach einem kurzen aber knackigem Anstieg offenbarte sich uns eine atemberaubende Landschaft, die mit jedem Kilometer schöner wurde. Links und rechts wolkenbedeckte Berge und stürzende Wasserfälle und wir mittendrin.
Nach 52km schlugen wir erneut unser Zelt im Freien auf aber diesmal fanden wir eine Stelle mit lockerem Gestein und etwas Moos als Untergrund, der perfekte Untergrund für Stabilität und Trockenheit auch bei starkem Dauerregen und genossen die mitgeschleppten Nudeln.
Tag 4 – Windige Landzunge
47 km – ↑ 829 m ↓ 826 m
Das Lied von Wind und Regen aber mit Happy End. Am Morgen wurden wir mit den ersten Sonnenstrahlen überhaupt geweckt. Die Freude über die Wärme hielt allerdings nicht lange an, denn fünf Minuten später goss es bereits wie aus Eimern und das Wetter besserte sich erst im späten Nachmittag. Das Zelt hatten wir glücklicherweise bereits eingepackt und konnten direkt starten.
Nach ca. 10km erreichten wir den Fjord Hvalfjordur, welcher zwar mit einer wunderschönen Landschaft aufwartete aber uns auch fühlen ließ, wir wären in einem Windkanal der auf Turbo geschaltet hat. Mit also durchschnittlich 5km/h schlurften wir uns den Weg um den Fjord und als wir endlich dachten, dass wir mit einer Richtungsänderung Rückenwind erhalten würde, lachte Island laut und drehte den Wind wie auf Kommando um 180 Grad. Spaßig. Als uns dann auf einmal ein Hund mit der vierfachen Geschwindigkeit rechts überholte, hatten wir wirklich Lust, wild um uns zu schlagen.
Nach vielen strapaziösen Kilometern erreichten wir eine Tankstelle, wo wir uns von Wind und Wetter ausruhen konnten bevor es dann zum nächsten Campingplatz ging. Dort angekommen wurde uns sogar erlaubt im Gemeinschaftsraum zu übernachten, sodass wir unser Zelt nicht aufschlagen mussten, eine willkommene Abwechslung.
Tag 5 – Nach Borgarnes – Bilepacking Island
32 km – ↑ 240 m ↓ 318 m
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass dieser Tag ein Erholungstag war. Nach nur drei Stunden halbwegs trockener Fahrt (Ein Erfolg!) erreichten wir Borgarnes, wo uns der pure Luxus erwartete. Zum einen konnten wir dort im Bonus unsere Fressalien wieder auffüllen, zum anderen gönnten wir uns einen sehr zu empfehlenden Burger im „Olís Borgarnes“ am Stadteingang rechts der Brücke.
Außerdem besuchten wir das stadteigene Schwimmbad, welches uns mit einer Sauna, verschieden temperierten Hot Tubs und einem Eisbecken in seinen Bann zog. Wer die Chance bekommt, ein solches Schwimmbad besuchen zu können, der wird nie mehr Freude an unseren banalen Bädern in Deutschland haben. Erschöpft vom ständigem Heiß/Kalt-Wechsel im Schwimmbad kehrten wir zu unserem Zelt zurück und trafen zum ersten Mal einen anderen Radfahrer, der sich allerdings die Westfjords vorgenommen hatte.
Tag 6 – Heiße Quellen
53 km – ↑ 558 m ↓ 159 m
Heute ging es auf unser Fahrradtour in Island schnurstracks in Richtung unserer ersten Hochlandetappe. Gegen Wind und Regen ankämpfend erklommen wir innerhalb von 60km die meisten Höhenmeter unseres ersten „Peaks“. Ständig warfen wir einen Blick hinter uns, wo die Sonne durch blauen Himmel strahlte während bei uns, wie gewohnt, der Himmel nur dunkel war.
Wir hatten zu Beginn unserer Reise ein Paket voller Fertigessen und Energieriegeln nach Absprache mit dem Besitzer voraus zu einem Campingplatz in Flúðir geschickt und wussten nicht, ob dieses Paket ankommen würde, da das Paket angeblich verloren gegangen sei. Wir mussten also unsere Vorräte strenger rationieren.
Aber es gab auch Gutes, denn wir fanden eine natürliche heiße Quelle von mindestens 42°C direkt neben unserer Route. Diese ist auf dem Bild hierüber mit Koordinaten angegeben, damit ihr sie finden könnt.
Tag 7 – Strokkur – Bikepacking Island
51 km – ↑ 250 m ↓ 544 m
Endlich Hochland! Nach einem sonnigen Morgen, der einem die Kälte kurz vergessen lässt, hatten wir noch ca. 150 Höhenmeter an der Backe. Diese Stracke war aber das Schönste und Eindrucksvollste, was wir bisher zu Gesicht bekommen hatten. Ich selbst musste mich immer wieder daran erinnern, meinen, vor Staunen weit offenen, Mund wieder zu schließen. Inzwischen hatten wir die Schneegrenze erreicht und rings um uns herum türmten sich gewaltige, schneebedeckte Berge auf, die uns klein und unbedeutend wirken ließen. Wir kamen auch am Langjökull vorbei, ein gewaltiger Gletscher von dem ein gleißend weißes Licht ausging.
Unsere Essensrationierung machte sich inzwischen bemerkbar. Mit knapp über 1000 kcal pro Tag benötigte es einiger Eigenmotivation, um weiter fahren zu können. Erschwert wurde unser Weg zusätzlich durch den sandigen Boden, der uns immer wieder zu Fall brachte, ein sehr kräftezehrendes Unterfangen.
Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen waren wir stolz und überglücklich, als wir das Ende unserer ersten Hochland-Etappe erreichten und uns durch eine wunderschöne Blumen-und Waldlandschaft zum Geysir Strokkur machten, den wir ca. um 21 Uhr erreichten.
Tag 8 – Gullfoss – Bikepacking Island
42 km – ↑ 307 m ↓ 351 m
Heute ging es für unsere Räder und uns im strahlenden Sonnenschein und warmen Temperaturen nach Flúðir, dem größten Campingplatz Islands (für deutsche Verhältnisse eher moderat groß). Es war der erste Tag, an dem wir lediglich mit einem T-Shirt fahren konnten, eine wahre Wohltat nach dem kalten und verregneten Hochlandtag. Zuerst allerdings hieß das Zwischenziel Gullfoss, der wohl schönste Wasserfall Islands, da sind wir jedoch etwas voreingenommen😉. Wir kamen nachmittags zur Prime Time dort an, das heißt wir waren definitiv nicht die einzigen Schaulustigen, morgens und abends ist hier weniger los.
Gemütlich ging es nach eingängiger Besichtigung die restlichen 30km nach Flúðir, wo wir glücklicherweise unser Paket voller Essen vom überaus netten Besitzer entgegennehmen konnten.
Tag 9 – Regentag
43 km – ↑ 374 m ↓ 287 m
Diesen Tag würden wir am liebsten einfach vergessen, denn über die gesamte Fahrstrecke prasselte ein ordentlicher Dauerregen auf uns ein und ein kalter Gegenwind blies uns unaufhörlich entgegen. Diese Kombination zehrte nicht nur an unserer Kraft, sondern auch an der Motivation. Durchgeweicht, wie wir waren, erkannten wir bei dem Nebel, der uns den ganzen Tag begleitete, so gut wir gar nichts von einer sonst vermutlich schönen Landschaft. Zum Glück, muss man in diesem Fall sagen, verlief die ganze Strecke auf einer gut befahrbaren Straße, sodass uns das Fahren selbst leichtfiel und wir trotz der Umstände wenigstens vorwärts kamen.
Reiselektüren Island
Empfohlene Ausrüstung für deine Bikepacking Tour
Fahrradtaschen*, Regenponcho*, Outdoor-Gericht*, Powerbank*, Tunnelzelt Nallo 2*, Gaskocher-Set*, Isomatte*, Daunenschlafsack*, Tages-Rucksack*, Stirnlampe*
Wir haben dir eine Ausrüstungs Übersicht für Bikepacking Touren erstellt. In dieser Übersicht findest du alle Informationen zur Bikepacking Ausrüstung.
Eine große Auswahl an geeigneter Outdoor Ausrüstung für deine Bikepacking-Tour findest du bei Globetrotter* und bei Declathon*